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Landringhausen tritt in den überlieferten Schriftquellen verhältnismäßig spät in Erscheinung: Bei einer Eigentumsübertragung zugunsten des Klosters Barsinghausen 1229 wird auch ein Priester in Landerdingehusen bzw. Landwerdingehusen erwähnt.
Das im Ortsnamen steckende Grundwort -inghusen deutet auf eine jüngere Siedlung unseres Raumes. In dem Bestimmungswort ist der im Altsächsischen vielfach belegte Personen- name Landward oder Landwerth erkennbar. Die ursprüngliche Bedeutung des Ortsnamens dürfte demnach Siedlung der Sippe des Landwerth gewesen sein.
1248 wurden dem Kloster Amelungsborn 4 Hufen Land mit Eigenbehörigen in Landringhausen verkauft, über die das Stift Wunstorf das Ober- eigentum besaß. Hieraus ging ein dienstfreies Rittergut hervor, das im Laufe der Jahrhunderte verschiedenen adeligen Familien verlehnt war. 1861 erwarb es der Wichtringhäuser Ritterguts- besitzer, Heinrich Langwerth von Simmern, der die Ländereien von Wichtringhausen aus bewirtschaf- tete, 1870 das Herrenhaus abreißen ließ und das Gutshofgrundstück verkaufte. Hierauf entstanden die Hausgrundstücke Niedernfeldstr. 17 und 19.
Neben dem Gutshof sind in den Amtsregistern des 16. Jhs. 7 Halbmeierhöfe und 25 bzw. 35 Köthnerstellen verzeichnet. Die Bevölkerung lebte ausschließlich von der Landwirtschaft. Außer den verschiedenen Abgaben und Diensten mussten vier Halbmeier auf Anforderung „auch Steinkohlen nachm Calenberg" transportieren.
Während des 30jährigen Krieges (1618 - 1648) kam es besonders in den Jahren 1625/6 und 1640/1 zu außerordentlichen Belastungen. Für den Zeitraum vom 6. Oktober bis zum 25. November 1640, als schwedische Truppen sich in der Gegend aufhielten und sich u.a. in Landringhausen einquartierten, liegt eine Schadensliste mit Einzelheiten vor:
* Vom 6. Oktober an waren für 2 Wochen 29 Reiter und ihre Pferde einzuquartieren
und zu versorgen,
* anschließend für 3½ Wochen 75 Reiter mit Pferden
* und weitere 1½ Wochen 22 Reiter mit Pferden.
Die Landsknechte verzehrten während dieser Zeit u.a. 2 Rinder, 4 Schweine, 12 Gänse, 52 Hühner und nahmen noch 9 Pferde mit. Die Kosten wurden auf 3590 Taler 27 Groschen beziffert. Hinzu kam, dass die Felder nicht bestellt werden konnten; in der Quelle ist dazu notiert: „Diese Leute in diesem Dorffe berichten, das sie nur in alles 37 Morgen Wintersaetts bestellet [haben], dazu liegt daß Gerstland annoch im Stoppel." Außerdem war der Kornvorrat aufgebrauch und sie hatten kein Saatkorn mehr: „Wissen zum Brotkorn und künfftig zur Sommersaet noch zur Zeit keine Mittel, müssen sich bei guten Leuten, etwas zu erborgen, umhören".
1810 wurde Landringhausen Opfer eines der meistgefürch- teten Plagen: Feuer. Ein Zeit- zeuge, Pastor Eichhorn, berich- tete darüber in den Hannover- schen Anzeigen: „Am 27ten vorigen Monats Abends um halb 8 Uhr brach hier eine Feuers- brunst aus, welche bei dem heftigen Ostwinde so schnell um sich griff, dass nach Ablauf einer Viertelstunde 20 Gebäude in vollen Flammen standen, welche auch sämmtlich bis auf den Grund niederbrannten. Hierunter waren 10 Reihehäuser, in welche nebst den dazu gehörigen Leibzuchtshäusern 61 Menschen wohnten. Wegen der Schnelligkeit, womit das Feuer um sich griff, konnte fast nichts gerettet werden." Das Feuer soll im Wohnhaus auf dem Grundstück Beekestr. 11 ausgebrochen sein. Giebelinschriften weisen darauf hin, dass die Gebäude auf den Grundstücken Am Deichfeld 9, Beekestr. 1/1a und Niedernfeldstr. 7 davon vernichtet wurden - also der südliche Ortsteil davon betroffen war.
Von den einmal dominierenden landwirtschaftlichen Gebäuden sind nur noch wenige unverändert erhalten geblieben. Hierzu gehören die in
Vierständerbauweise errichten das Wohn-Wirt- schaftsgebäude Zum Wall 8 (errichtet 1803), das Alten- teilerhaus Zum Wall 10 (eines der letzten Exemplare dieses Nutzungstyps in der Region, errichtet 1838) und das schlichte Fachwerksgebäude Westerfeldstr. 1 (1858). Das älteste datierte Gebäude steht in der Westerfeldstr. 4; es wurde 1719 gebaut, ist jedoch stark verändert worden.
Mitte des 18. Jhs. war die Severin-Kirche in einem desolaten Zustand. Bereits Jahrzehnte zuvor waren aus der Ostseite Mauerteile heraus- gebrochen und der einsturz- gefährdete Turm teilweise abgetragen worden. Als 1750 Mauersteine auf den Beichtstuhl fielen, mussten die Gottes- dienste in die Diele des damals unbewohnten Herrenhauses des Gutes verlegt werden. Daraufhin wurde 1752/53 das gesamte
Gebäude bis auf den unteren Teil des Turms abgerissen und die Kirche gänzlich neu errichtet. Ein Sandsteinquader, der als Inschrift die Jahreszahl 1539 trägt, ist dabei in den Turm mit eingebaut worden.
Der früheste Hinweis auf eine Schule, genau genommen auf Schulunterricht stammt aus dem Jahr 1635: Unter den Kirchenrechnungen ist vermerkt, dass der Küster für den Schuldienst zwei Fuder Heu von der Kerkwisch erhielt. 1767 wurde neben der Kirche (auf dem Grundstück Niedernfeldstr. 9) ein neues Küster- und Schulgebäude gebaut. Der Schul- raum war 22,6 m² groß (1808), darin wurden 72 Kinder unterrichtet. Ein Ofen fehlte. Auch der 1822 errichtete 9 m lange Fachwerk-Anbau war nicht beheizbar, so dass es im dem 1822 verfassten Schulbericht heißt: „Bei großer Kälte brauchen die kleinen Kinder nicht zur Schule [kommen] und die großen brauchen nicht zu schreiben." Bis Anfang der 1950er Jahre wurde dieses Gebäude als Schule genutzt, während dessen es
einige bauliche Verbesserungen gab und der Schulraum etwas vergrößert wurde. 1953/54 erhielt Landringhausen ein neues Schulgebäude (auf dem Grundstück Beekestr. 7) mit zwei Klassenräumen. Ab 1961 wurden hier nur noch die Grund- schüler unterrichtet, während die Hauptschüler nach Groß Munzel wechselten. 1972 ist die Schule geschlossen worden; seitdem gehen die Landringhäuser Schüler in die (Mittelpunktschule) Groß Munzel.
Landringhausen hatte 1821 379 Einwohner. Anders als die Orte am Deister, die stark vom Steinkohlenbergbau beeinflusst wurden, änderte sich die Anzahl in den nächsten hundert Jahren kaum. Erst durch den Flüchtlingsstrom des Zweiten Weltkriegs verdoppelte sie sich auf 759 (1946). Die Normalisierungen der 1950-er Jahre ließ die Bevölkerungszahl wieder auf 573 (1961) absinken.
1888 richtete der Wichtringhäuser Rittergutsbesitzer Heinrich Langwerth von Simmern an der L 392 südwestlich von Landringhausen das Vorwerk Esselerhof ein. Dabei wurde Baumaterial des 1870 abgerissenen Herrenhauses des Rittergutes in Landringhausen verwendet.
Der Name Esselerhof geht auf einen wüstgefallen Ort zurück, der etwas östlicher des Vor- werks, gelegen hat und dessen Name sich in Flurnamen erhalten hat: Elzenhusen.
Elzenhusen tritt in den über- lieferten Schriftquellen erstmals 1266 in Erscheinung, als meh- rere der adeligen Familie von Lippe dem Kloster Barsing- hausen Güter u.a. in Elzenhusen überließen. Das im Ortsnamen steckende Grundwort -husen deutet auf eine jüngere Ansiedlung unseres Raumes. Sie könnte jedoch noch vor Landringhausen entstanden sein. In dem Bestimmungswort steckt vermutlich der Personenname Elizo. Bereits im 14. Jh. ist der Ortsname stark verändert worden: Elezcese (1313), Eletzesen (1327), Elcesen (1341), Eltzensen (1348), Else (1349). Diese außergewöhnlichen Schwankungen weisen möglicherweise auf einen sehr frühen Wüstungsprozess.
Nordwestlich von Landringhausen, in der Nähe des Zu- sammenflusses von Büntegraben und Südaue, wurden Reste einer frühmittelalterlichen Ringwallanlage entdeckt. In einer Urkunde des Jahres 1459, als sie längst ihre Ver- teidigungsfunktion verloren hatte, wurde sie „Isenburg" genannt. Die Datierung der bei Grabungen gefundenen Holzreste ergab, dass der Hauptwall um 1000 errichtet worden war. Sie wird nicht dauerhaft bewohnt gewesen sein,
sondern als Fluchtburg gedient haben.
Nach den Gemeinheitsteilungen und Verkoppelungen Mitte des 19. Jh. wurde die Isenburg zur Ackerlandgewinnung fast voll- ständig eingeebnet. Dasselbe Schicksal widerfuhr einer am südlichen Ortsrand Landring- hausens gelegenen Grabhügel- gruppe, an die noch der Flur- name Hühnenhaufen erinnert. Keramikreste, die bei einer Ausgrabung geborgen wurden, weisen auf Hauptbestattungen in der Mittleren Bronzezeit und Nachbestattungen in der Frühen Eisenzeit - lange bevor die Ansiedlungen Elzenhusen und Landerdingehusen entstanden.
Literaturhinweise: