Göxe
In den überlieferten Schriftquellen tritt Göxe erstmals Mitte des 13. Jhs. in Erscheinung: Nach einem um 1260 aufgestellten Register erhielt das Bistum Minden aus Gokessen Einkünfte von zwei Hufen Land und dem Zehnten des Ortes. 1266 tauschten Heinrich v. Gol- tern und seine Söhne mit dem Stift Wunstorf einige Eigenbe- hörige in Gokessen.
Das Grundwort des Ortsnamens hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits umgangssprachlich von -(es-)husen auf -essen abge- schliffen. Das Bestimmungswort geht wahrscheinlich auf den altsächsischen Personennamen Godik zurück, so dass der Ortsname einmal *Godikeshusen gelautet haben wird und bereits Jahrhunderte zuvor entstanden sein dürfte.
Bis zu den Siedlungserweiterungen nach dem Zweiten Weltkrieg war Göxe eine kleine Haufensiedlung östlich der Kreuzung B65/L390, also der alten Mindischen Heerstraße (Golterner Straße) mit dem Lügensteinweg, der Verbindungsstraße von Leveste nach Kirchwehren. In diesem Dreieck lagen die ehemaligen Meierhofstellen, die als die ur- sprünglichen Hofstellen der Siedlung gelten, und stehen noch die ältesten erhalten Gebäude des Dorfes.
Im 16. Jh. existierten in Göxe (je nach Quelle) 3 - 6 Meierhöfe mit unterschiedlich großem Landbesitz und 7 - 13 Köthnerstellen, zu denen wenig oder kein Ackerland gehörte. Die Be- völkerung lebte ausschließlich von der Landwirtschaft. 1821 wurden in Göxe 160 Personen gezählt. In der 2. Hälfte des 19. Jhs. stieg die Einwohnerzahl auf 243 (1871), fiel jedoch in den 1920er Jahren wieder auf ihr ursprüngliches Niveau: 165 (1925). Die Flüchtlinge und Vertriebenen des Zweiten Weltkriegs ließen die Bevölke- rungszahl auf 335 (1946) verdoppeln. Wegen der verkehrs- günstigen Lage nahm die Einwohnerzahl sogar noch zu: 397 (1967).
Mindestens über zwei Jahrhunderte besaß Göxe eine eigene Schule. Sie lag etwas abseits des „alten" Orts, in Nachbarschaft des Gasthauses Müller, auf der südlichen Seite der Heerstraße (B 65). In den 1820er Jahren war das Gebäude sehr reparaturbedürftig - „elend und baufällig", wie der zuständige Levester Pastor es beschrieb. Das Stroh gedeckte Dach war undicht, ein Deckenbalken in der Schlafkammer des Lehrers drohte durchzubrechen, außerdem hatte dieser Raum nur einen gestampften Lehmfußboden. Die „Schulstube", in der 31 Schüler unterrichtet wurden, war „sehr eng ... und schlecht eingerichtet"; es waren „keine Schul-Bänke mit Schreib- pulten" vorhanden, wodurch der Unterricht „sehr erschwert und in vieler Hinsicht ganz behindert" wurde. 1825 entschied man des- halb, nebenan eine neue Schule zu bauen.
Das neue Schulgebäude sollte 13 m lang und 11½ m breit wer- den. Die Schulstube darin für 45 Schüler ausgelegt sein; gleich- zeitig sollten 25 Schüler schrei- ben und 20 lesen können. So sah es der vom Schulkonsi- storium 1826 genehmigte Plan vor.
Davon abweichend ließ die Gemeinde 1826/27 jedoch nach einem zweiten Plan bauen, den sie zwar eingereicht hatte, der aber anscheinend nicht genehmigt worden war. Das Konsistorium, dem die Abweichungen zwischen dem genehmigten Bauplan und den ein- gereichten Rechnungen auffiel, beauftragte deshalb 1832 einen Baumeister aus Hannover, das neue Schulgebäude nachzumessen. Und der stellte fest, dass es 1½ m länger gewor- den und die Schulstube mit 23½ m² um 2 m² größer ausgefallen war als geplant. Dennoch fiel sein Gutachten positiv aus. Besonders lobte er die Schulstube, die bei einem Platzbe- darf von 0,34 m² pro Kind 62 Kindern Platz bot. Da zu diesem Zeitpunkt 50 Schüler beschult wurden, schien sie auf weite- ren Zuwachs ausgerichtet zu sein. Und tatsächlich, schon 1835/36 stieg die Schülerzahl auf 59 an.
Noch bevor das neue Schulgebäude fertig gestellt war, brannte das alte nieder. Superintendent Bodemann be- richtete darüber: „Den Schullehrer Beensen ... hat am ... [15. September 1827] Morgens 4 Uhr das traurige Schicksal betroffen, dass sein altes Schulhaus, worin er noch wohnte, weil das nebenstehende neue noch nicht gantz fertig ist, niedergebrandt ist. Hätte nicht ein vorbeyfahrender Fuhrmann den Schullehrer und seine alte Haushälterin geweckt, so wären beyde unfehlbar in den wüthenden Flammen umge- kommen, aus denen er mit Hinterlassung fast aller seinen Sachen entfloh."
Ein halbes Jahrhundert später (1881) unterrichtete Lehrer Müller „etwa 60 Schulkinder". Nach den Planungsvorgaben der 1820er Jahre (0,34 m² pro Kind) hätte der Platz ausrei- chen müssen. Doch die Anforderungen hatten sich geändert, weshalb die Schulbehörde dem Schulvorstand 1881 schrieb, „dass das Schulzimmer in Göxe zu klein sei, indem es nur 38 Schulkinder den grundsatzmäßig erforderlichen Raum" biete; da jedoch „etwa 60 Schulkinder vorhanden seien", müsse der Mangel durch einen Anbau behoben werden. Fast zehn Jahre später war es dann soweit: Mit einem Anbau wurde ein 45 m² großes Klas- senzimmer geschaffen.
Ende der 1920er Jahre sank die Schülerzahl so drastisch, dass die Schule 1931 geschlossen werden musste und die verblie- benen 11 Schüler nach Ditterke wechselten.
Mit der Verdoppelung der Bevölkerung Göxes nach dem Zweiten Weltkrieg und der dement- sprechend angewachsenen Schülerzahl wurde der Schulbetrieb 1946 wieder aufgenom- men. Für alle Schuljährgänge - das waren 1959 31 Schüler - fand der Unterricht weiterhin gemeinsam in einer Klasse statt. Die Schule befand sich in einem stark renovierungsbe- dürftigen Zustand, besonders die sanitären Anlagen (Plumpsklos) waren katastrophal. Die Gemeinde beabsichtigte deshalb Ende der 1950er Jahre eine neue einklassige Schule zu bauen. Nachdem 1959 bereits die Oberstufenschüler (5. - 8. Schuljahrgang) in die Mittel- punktschule Großgoltern wechselten, fiel Mitte der 1960er Jahre die Entscheidung, auch die Grundschüler (1. - 4. Schuljahrgang) in Großgoltern beschulen zu lassen, so dass die Schule 1967 endgültig geschlossen wurde. Fünf Jahre später ist das Schulgebäude abgerissen worden.
Abseits vom alten Ort, aber güns- tig für die auf der Heerstraße Rei- senden liegt das Gasthaus Mül- ler (Golterner Str. 2). Die Haus- stelle geht auf den 1689 regist- rierten Vogelpohl-Hof zurück. Ein Krüger wird erstmals 1723 er- wähnt. Das Stroh gedeckte Wohngebäude brannte im 19. Jh. vollends nieder und wurde 1890 als massives Backsteingebäude wieder errichtet.
An der zentralen Kreuzung, unter einer mächtigen Eiche, liegt der Lügenstein. Er ist eine nahezu kreisrunde, 20 cm starke Sandsteinplatte, mit einem Durchmesser von gut 1½ m. Mitte des 19. Jhs. mussten „junge Burschen aus Stemmen" diese Steinplatte herbeischaf- fen, nachdem sie seinen Vorgänger im Übermut durch den Ort gerollt hatten und dabei zer- brachen. Der Name Lügenstein soll auf eine vorchristliche Kultstätte zurück gehen; mit der Christianisierung soll sie ver- teufelt und die hier verkündeten Glaubenssätze als Lügen ge- brandmarkt worden sein. Nach einer anderen Erzählung muss- te derjenige, der auf dem Lügen- stein saß, die Wahrheit sagen - eine Version, die eher zu der Auf- fassung passt, dass hier einmal ein Versammlungsplatz gewe- sen sein soll.
Literaturhinweis:
- Uwe Ohainski/Jürgen Udolph: Die Ortsnamen des Landkreises Hannover und der Stadt Hannover, Bielefeld 1998, S. 172 f., 498
- Baudenkmale in Niedersachsen, Band 13.1: Landkreis Hannover, bearb. v. H. Hannig, Braunschweig/Wiesbaden 1988, S. 94, 185 f.
- Flurnamenkarte 1:10.000 Blatt 3|5 Barsinghausen und Flurnamenlexikon zur Flurnamenkarte, Hannover 1992
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